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In diesem Kapitel geht es um die Finanzplanung. Am Ende dieses Kapitels erstellen Sie Ihren Finanzplan. |
Finanzplanung
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Der Finanzplan gibt Ihnen wichtige Hinweise darüber, welche Kosten Sie jährlich
decken müssen, ob Ihre Unternehmensidee zu einer für Sie tragfähigen Selbstständigkeit
führt und welches Eigen- oder Fremdkapital Sie mittel- und langfristig mit einbinden
müssen.
Grob kann eine Finanzplanung in folgende Punkte untergliedert werden:
1. Investitionsbedarfsplan (incl. der Erstausstattung)
2. Kapitalbedarfsplan
3. Eigenkapital-Fremdkapitalsplan
4. Rentabilitätsvorschau
5. Liquiditätsplanung
Die Aufstellung eines detaillierten Finanzplans ist mit Sicherheit eines der komplexesten Aufgaben Ihrer Existenzgründungsplanung. Sie sollten diesem Thema besondere Aufmerksamkeit schenken, da es einen wesentlichen Baustein für Ihre erfolgreiche Karriere als Unternehmerin darstellt. Anhand von Vordrucken und Beispielen, die wir für Sie bereit halten, haben Sie die Gelegenheit Ihren persönlichen Unternehmensfinanzplan Schritt für Schritt auszuarbeiten.
Im folgenden werden die einzelnen Pläne erklärt, und Sie können Ihre Zahlen in die Beispielseiten eintragen. Sie haben auch die Möglichkeit, sich alle Tabellen in einer Excel-Datei herunterzuladen.
Zu den Gründungsinvestitionen zählen alle Geräte, Möbel, Büromittel, Waren, Fahrzeuge, Gebäude, Gebühren und Werbemittel. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf, welche Anschaffungen Sie machen wollen und müssen. Mit Hilfe von Katalogen, Lieferanten-Preislisten oder durch Anfragen können Sie die anfallenden Kosten recherchieren. Achten Sie auf Professionalität in Ihrem Auftreten und in Ihrer Ausstattung. Seien Sie bei Ihrer Kalkulation realistisch und planen Sie nicht zu bescheiden.
Beispiel für einen Investitionsbedarfsplan. Erstellen Sie Ihren eigenen detaillierten Investitionsplan.
Beim Kapitalbedarfsplan werden alle jährlich zu erwartenden fixen und variablen Kosten zusammengetragen.
Als fixe Kosten werden alle wiederkehrenden, in der Höhe des Betrages annähernd gleichbleibenden Kosten bezeichnet. Fixe Kosten fallen auch dann an, wenn Sie keinen Kundenkontakt haben und werden daher auch als Kosten der Betriebsbereitschaft bezeichnet. Beispiele für fixe Kosten sind die Miete, Mietnebenkosten, Telefongrundgebühren, Kfz-Kosten, Versicherungsbeiträge, Löhne, Gehälter und Verbands- oder Kammerbeiträge.
Als variable Kosten werden alle Kosten, die durch den Kundenkontakt entstehen, bezeichnet. Beispiele für variable Kosten sind die Telefon- und Portogebühren, Benzin- und Reisekosten, Kosten für Herstellung und Vertrieb. Beachten Sie deshalb bei Ihrer Planung, dass bei zunehmender Kundenzahl die variablen Kosten anteilig steigen.
Berücksichtigen Sie auch Ihren kalkulatorischen Unternehmerinnenlohn, mit mindestens 36.000 € Brutto im Jahr. Der Unternehmerinnenlohn sollte sich langfristig auf das 1,25-fache des vergleichbaren Bruttolohns belaufen, da Sie die Beiträge für die soziale Absicherung selbst tragen.
Vergessen Sie bei der Berechnung der Löhne bzw. Gehälter nicht, dass auch Sie selbst nicht umsonst arbeiten wollen. Viele ExistenzgründerInnen schrauben Ihre eigenen Bedürfnisse in der Gründungsphase stark zurück, um zu sparen. Sie vergessen dabei, dass sich der Schritt in die Selbständigkeit eigentlich nur dann lohnt, wenn sie als Unternehmerin auch mehr verdienen denn als Angestellte.
Da Ihr Lohn bzw. Gehalt abhängig von Ihrem Betriebsgewinn ist, kann dieser nur als kalkulatorische Größe angenommen werden. Für Ihre Finanzplanung können Sie von einem anfänglichen jährlichen kalkulatorischen Unternehmerinnenlohn von 36.000 € ausgehen.
Erscheint Ihnen der Bruttobetrag von 36.000,00 € zu hoch, dann berechnen Sie Ihre monatlichen Fixkosten wie Miete, Nebenkosten, Kinder, Lebensmittel, Kraftfahrzeug, Versicherungen, Urlaub, Zeitschriften, Bücher, kulturelle Veranstaltungen und sonstige Dinge, die Ihnen wichtig sind. Vergleichen Sie diesen Betrag dann mit dem Nettobetrag in unserem Beispiel. Bedenken Sie auch, dass ein gebührendes Einkommen eine wesentliche Zielsetzung für Sie als Selbständige sein sollte.
Bei unserem Beispiel können nur geschätzte Angaben zu Einkommensteuer, Krankenkassenbeitrag und Altersversorgung gemacht werden. Hier muss noch berücksichtigt werden, ob weitere Einkünfte aus den sieben Einkunftsarten hinzugerechnet werden müssen und welche Versorgungsaufwendungen einkommensteuermindernd wirken. Der Krankenversicherungbeitrag ist abhängig von Vereinbarungen, die Sie mit der Krankenkasse treffen, beispielsweise der Zahlung von Kranken-Tagegeld.
Bei der Altersversorgung werden Sie voraussichtlich einen Anlagemix aus privater Renten- und Lebensversicherung, Wertpapieren, Rentenfonds oder Immobilien bilden. Beachten Sie, dass Ihre Altersversorgung ein wesentliches Thema ist und in keinem Fall von Ihnen vernachlässigt werden darf (siehe Alterssicherung in der Lektion Festigung).
Beispiel |
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Brutto |
36.000,00 €
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Einkommensteuer1) |
8.550,00 €
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Krankenversicherung2) |
5.550,00 €
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Altersversorgung3) |
7.500,00 €
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Netto |
14.400,00 €
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Netto monatlich |
1.200,00 €
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1) lt. Einkommensteuergrundtabelle 2002 des Bundesfinanzministeriums
2) Kranken- plus Pflegeversicherung - der Betrag ist von verschiedenen Krankenversicherungen gemittelt
(KV 13,5 % und PV 1,7 %)
3) Knapp 21 %, nach Angaben von ExpertInnen; sollte mittel- und langfristig ca. 24 % des Bruttolohns sein
Viele Checklisten für die Kapitalbedarfsplanung haben eine jährliche Kosteneinteilung. Dies bereitet meist bei der ersten Kapitalbedarfsplanung Schwierigkeiten. Um ein Gefühl und ein Verständnis für Ihre Kosten zu bekommen, machen Sie zu Beginn eine monatliche Aufstellung. Für die Kapitalbedarfsplanung der folgenden Jahre können Sie dann eine Quartals- oder Jahresaufteilung benutzen.
Beispiel für Kapitalbedarfsplan 1. Geschäftsjahr oder 2. Geschäftsjahr, auch für alle zwölf Monate.
Oft scheitern Existenzgründungen an der geringen Eigenkapitaldecke. Als Richtwert für die Eigenkapitalhöhe können Sie 15% 20% der Investitionssumme annehmen. Mit dem Eigenkapital finanzieren Sie das Anlagevermögen. Das Fremdkapital sollte nur zur Deckung des Umlaufvermögens benutzt werden. Existenzgründungs-Förderprogramme des Bundes und des Landes Baden-Württemberg stellen Fremdkapital zu günstigen Zinsen und Bedingungen bereit.
Bei der Rentabilitätsvorschau werden dem zu erwartenden Umsatz, die geplanten und zu erwartenden Kosten gegenübergestellt. Überschlagen Sie, wieviele KundInnen Sie pro Tag, pro Woche oder pro Monat erreichen können. Danach ermitteln Sie den durchschnittlichen Umsatz pro Kundenkontakt.
Falls Sie einer Beratungstätigkeit nachgehen und auf Honorarbasis arbeiten, hier ist eine Anleitung zur Kalkulation von Honoraren.
Beispiel Honorarkalkulation: |
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Sachkosten pro Jahr |
20.000,00 €
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Unternehmerinnenlohn pro Jahr |
36.000,00 €
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Netto-Umsatz pro Jahr |
56.000,00 €
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Die Unternehmerin kann ca. 10 Monate kundenorientiert, d.h. mit Honorarforderungen arbeiten. Die restlichen 2 Monate enthalten Urlaub, Weiterbildungsmaßnahmen, Festtage, wie z.B. die Weihnachtszeit sowie saisonale Schwankungen oder Ferienzeiten. Legen wir nun 21 Arbeitstage pro Monat zugrunde, kann davon ausgegangen werden, dass ungefähr 16 Arbeitstage für die oder den Kunden gearbeitet werden kann. Dies entspricht einer ca. 75%tigen Auslastung. Die restlichen 5 Tage im Monat, die nicht vom Kunden honoriert werden, sind den eigenen administrativen Tätigkeiten, wie Akquisition, Buchhaltung, Kostenrechnen, Dokumentation, Archivierung sowie taktische (mittelfristige) und strategische (langfristige) Unternehmensplanung gewidmet. Aufgrund dieser Annahmen, kann nun ein entsprechendes Mindest-Tageshonorar berechnet werden. Achten Sie bitte darauf, dass es sich hier um Netto-Umsatzbeträge handelt (ohne MwSt.).
56.000,00 €
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Netto-Umsatz pro Jahr |
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bei 10 Auftragsmonaten |
5.600,00 €
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Netto-Umsatz pro Monat |
bei 16 Auftragstagen |
350,00 €
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Netto-Umsatz pro Tag |
bei 8 Stunden |
43,75 €
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Netto-Umsatz pro Stunde |
Machen Sie eine zwei- bis dreijährige Planung mit steigenden Kundenkontakten, Umsätzen und Kosten. Wie bei der Kapitalbedarfsplanung ist eine monatliche Rasterung für die erste Rentabilitätsvorschau hilfreich. Das Ergebnis der Rentabilitätsvorschau kann zu Anfang Ihrer unternehmerischen Tätigkeit einen Verlust aufweisen. Dies ist meistens der Fall.
Beispiel für Rentabilitätsvorschau Gründungsjahr und 2. Geschäftsjahr
Die Liquiditätsrechnung zeigt Ihnen die monatlichen Zu- und Abflüsse der Umsätze und der Kosten an. Tragen Sie in einer Tabelle die betriebsbedingten Ausgaben und die voraussichtlichen Einnahmen zeitgerecht (z.B. monatlich) ein. Aus der Differenz Ihrer Einnahmen und Ihrer Ausgaben ergibt sich entweder ein Überschuss (=Überdeckung) oder ein Fehlbetrag (=Unterdeckung). Arbeiten Sie bewusst mit dem Instrument Liquiditätsplan, denn nur so können sie eventuelle Liquiditätsengpässe ablesen. Vereinbaren Sie mit Ihrer Bank einen entsprechenden Kontokorrentkredit, um eine kurzfristige Unterdeckung zu finanzieren.
Hier finden Sie ein Formular für einen Liquiditätsplan.
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